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Lügenshow, 24.09.2015

Anschlag Der syrische Präsident hat in der Vergangenheit immer wieder internationalen Medien Interviews gegeben. Hierzulande blieben sie meistens unbeachtet. Anders diesmal, vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise. Ausführlich und hasserfüllt berichtet der Spiegel über das Interview Assads mit russischen Medien und spricht von einer "Lügenshow" und über eine "groteske Verdrehung der Fakten". "Der Westen würde den Terrorismus in Syrien unterstützen und deswegen würden die Syrer fliehen. Die Flüchtlinge bezichtig Assad (damit) indirekt der Lüge" heißt es im Spiegel und weiter: "Viele Syrer berichten, dass sie vor dem syrischen Regime auf der Flucht sind. Dies allerdings sei lediglich 'westliche Propaganda', behauptete Assad."

Wer auch nur über ein Mindestmaß an Einfühlungsvermögen verfügt weiß: Syrer fliehen vor dem Krieg – ob sie Anhänger oder Gegner der Regierung sind. Und sie haben ja allen Grund. Die Infrastruktur vernichtet, Handel und Industrie zerstört; und westliche Sanktionen, die jede Hoffnung auf Besserung zunichte machen.

Der Spiegel selbst beschreibt – an anderer Stelle -, warum Syrer vor dem Krieg fliehen und zitiert einen kurdischen Flüchtling mit den Worten: "Wir Kurden hatten es in Syrien auch vor dem Bürgerkrieg nicht leicht. Aber wir waren trotzdem sehr glücklich… Als meine Brüder dann zum Militär eingezogen werden sollten, war klar: Wir müssen weg…" Derselbe Spiegel, der Assad der Lüge bezichtigt, beschreibt einen weiteren syrischen Flüchtling: "In Kamischli, seiner Heimatstadt im kurdischen Teil Syriens, betrieb Kadir mit seiner Schwester ein Internetcafé, lebte ein gutes Leben in der Mittelschicht...". Er wollte im Krieg nicht zum Militär und floh.

Lügt Assad, wenn er sagt die Syrer würden vor IS fliehen? Man muss gar nicht auf andere Spiegel-Artikel zurückgreifen: In genau dem Artikel über die "Lügenshow" heißt es weiter unten, nachdem die Stimmungsmache bereits erfolgt ist: "Dazu kommen inzwischen zunehmend Syrer, die vor dem Terror des "Islamischen Staats‘ (IS) auf der Flucht sind, der sich von Osten nach Westen ausbreitet. Viele fliehen auch, weil sie nicht mehr mit einem absehbaren Ende des Kriegs rechnen und keine Zukunft für sich in dem zerfallenden Land sehen."

Und was sagt der syrische Präsident? "Wenn sie vor dem Probleme des Terrorismus stehen, wenn sie die Zerstörung der Infrastruktur haben und die grundlegenden Lebensbedürfnisse nicht erfüllt werden können, dann verlassen sie das Land und versuchen ihren Lebensunterhalt an einem anderen Ort der Welt zu verdienen."
So ist es.

Dass aber der Westen den Terrorismus und den Krieg gegen Syrien unterstützt, daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Die Türkei als NATO-Staat hat die Grenzen nach Syrien geöffnet, für Dschihadisten aller Herren Länder und US-Senatoren. Und wenn die Türkei Hauptumschlagplatz für Terroristen und ihre Waffen ist schmälert das nicht die Rolle der Golfstaaten und der NATO. Hilary Clinton hatte das in ihrer Zeit als Außenministerin auf den Punkt gebracht: "Das Sagen sollen diejenigen haben, die an den Frontlinien kämpfen und sterben." Das genau sind die Terroristen von al-Nusra und IS. Die 50(!) sogenannten gemäßigten Kämpfer, die die US-Armee gerade wieder ausgebildet hat, bestätigen das nur.

Weiter schreibt der Spiegel über die Opposition in Syrien, meint damit aber keine irgendwie geartete politische Opposition, sondern die Bewaffneten, die das Land zerstören.

"Assad sprach sich in dem Interview erneut für einen 'Dialog' mit der Opposition aus, allerdings de facto zu der Bedingung, dass diese vorher kapituliere und Assads Truppen als Sieger dastünden: 'Es ist unmöglich, etwas zu tun, solange das Blutvergießen nicht gestoppt ist.' Die verschiedenen Oppositionsbewegungen lehnen diese Bedingung ab."

Tatsächlich sprach Assad über etwas anderes:"Ich glaube, wir müssen den Dialog zwischen den syrischen Gruppen, politischen Gruppen oder politischen Strömungen fortsetzen, während wir gleichzeitig den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen."

Es gab viele politische Konflikte, aber kulturell und religiös war Syrien immer ein sehr tolerantes und offenes Land. Auch diese Toleranz soll jetzt zerstört werden ...– das ist Folge der geopolitischen Interessen und strategischen Auseinandersetzungen.

Es gibt eine politische Opposition in Syrien. Zwischen dieser Opposition und der Regierung gilt es, eine Verständigung herbeizuführen – was aus vielen verschiedenen Gründen schwierig ist.

Die Zerstörung der staatlichen Strukturen zum Beispiel im Irak, in Libyen, im Jemen hat erst das Erstarken des IS möglich gemacht. Nur die Unterstützung und Stärkung der syrischen Regierung kann dazu beitragen, diie Situation in Syrien zu stabilisieren und Verbesserungen ermöglichen.

Als 'Lügenshow' und 'groteske Verdrehung der Fakten' erscheinen die Statements des syrischen Präsidenten nur im ZerrSpiegel der Kriegspropaganda.



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