Selten in der Vergangenheit waren die Beziehungen zwischen der Türkei und der Russischen Föderation so eng, wie zur Zeit. Die Verhandlungsergebnisse in Astana und der Verkauf der russischen Luftabwehrsystem an die Türkei sind Schritte auf dem Weg der Annäherung.
Ein weiterer Schritt kommt nun hinzu: der erneute Einmarsch türkischer Truppen in den Norden Syriens, in die Provinz Idlib.
Ganz zu Anfang des Krieges machte eine Stadt in Idlib Schlagzeilen: Dschisr asch Schughur. In einem Massaker, das damals beispiellos war, schlachteten Dschihadisten bis zu 250 Beamte und Mitglieder des syrischen Sicherheitsapparats ab. Die Leichen wurden in den Orontes geworfen.
Heute ist Idlib fast vollständig unter der Kontrolle verschiedener dschihadistischer Gruppen, vor allem der Hayat Tahrir al Sham.
Vordergründig gilt der Einmarsch türkischer Truppen dem Kampf gegen den IS und der Sicherung der Deeskalationszone in Idlib. Tatsächlich dienen die Truppen auch dem Versuch, den kurdischen Einfluss im Norden Syriens zu beschränken.
Die Ergebnisse der Verhandlungen von Astana sind ein Deal, vor allem zwischen Russland und der Türkei, um das Blutvergießen in Syrien zu beenden. Die Deeskalationszonen sind keine einseitige Aktion der russischen Föderation. Sie sind nur in Zusammenarbeit mit der Türkei und den von ihr kontrollierten Dschihadisten möglich. Die Türkei fordert nun ihren Anteil am Deal, die volle Kontrolle über Idlib – was die russische Föderation durchaus akzeptiert - und mit ihrer Luftwaffe unterstützt.
Die Türkei setzt sich in Idlib fest. Aber nicht, um Idlib für die syrische Regierung zu befrieden.
Vollkommen zu Recht betrachtet die syrische Regierung die Anwesenheit türkischer Truppen als illegal. Jede Aktion, die nicht mit der syrischen Regierung abgesprochen ist, ist eine Aggression, erklärte der syrische Außenminister in Sotschi.
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