Kairo, Damaskus
01.08.2012
Die Entwicklungen in den arabischen Ländern werfen viele Fragen auf, nach der Rolle des Islam, dem Einfluss des Westens mit seiner Unterstützung der Diktaturen, den Ursachen und Protagonisten der Entwicklungen und den Perspektiven.
Auf all diese Fragen gibt es keine einfachen, eindimensionalen Antworten: zu sehr zerklüftet sind die arabischen Gesellschaften, hinsichtlich Nation, Religion, Arm und Reich, städtischen und dörflichen Gesellschaften, Stammeskulturen, Internetaktivisten. Zu deutlich ist der Einfluss der Staaten Europas und der USA mit ihrer Unterstützung der Diktatoren: von Ben Ali über Mubarak bis hin zu Ben Ali (und zwischendurch auch Gadaffi und seinerzeit Saddam Hussein in seinem Krieg gegen Iran) und ihrer überstürzten Abwendung von den Diktatoren, die sie so lange hofiert hatten.
Um Antworten auf die genannten Fragen zu finden bedarf es eines Diskussionsprozesses, einer intensiven Beschäftigung und Interesse und Offenheit gegenüber den arabischen Gesellschaften.
Die Blütenträume des Arabischen Frühlings sind zerstoben und Enttäuschung macht sich breit . Das alte Bild gewinnt wieder an Bedeutung. Restauration in Ägypten, Bürgerkrieg und ausländische Intervention in Libyen, Gewalt und Blutvergießen in Jemen und Syrien folgen den bekannten Mustern - und wieder mit Unterstützung und Intervention des Westens.
Die scheinbare Stabilität des Nahen Ostens, die in Wirklichkeit nur ein labiles Gleichgewicht der Kräfte darstellte, ist dahin. Überall zeigt sich der Einfluss der internationalen Interessen an Öl und Gas, der Bemühungen um die Eingrenzung Irans, der Auseinandersetzung um Palästina; und am Ende geht es auch um die Interessen der Bevölkerung, die mehr wirtschaftliche Entwicklung, Sicherheit, ein Mindestmaß an Wohlfahrt und Freiheit will. Wohin die Situation sich entwickeln wird ist unabsehbar.
Viel wird davon abhängen, wie es in Syrien weitergeht. Kommt es zu (noch mehr) ausländischer Intervention? Findet sich – wie durch ein Wunder – ein Übergang in eine demokratischere und sichere Zukunft? Endet es in Blutvergießen, Chaos und Selbstzerfleischung? Kommt es zur Herrschaft der Moslembrüder?
Welche Entwicklung das Land auch immer nehmen wird: Sie wird entscheidend die weitere Entwicklung des Nahen Ostens beeinflussen.
Hier finden sich einige Beiträge zum „Arabischen Frühling“. Und immer mehr davon beschäftigen sich mit der Situation in Syrien.
Häufig werden nur die Gegner von Assad wahrgenommen. Demonstrationen in Damaskus, Aleppo und anderen Städten für Assad und demokratische Veränderungen in Syrien zeigen aber auch, dass, dass die Situation in Syrien wesentlich komplexer ist.
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Manches, was wir hier in der Vergangenheit geschrieben hatten, hielt der Prüfung durch die Realität der Entwicklung nicht stand. Wir haben es dennoch bis auf einige redaktionelle Änderungen unverändert gelassen. Es bringt ein wenig die Stimmung, Urteile und Vorurteile dieser Zeit ins Gedächtnis zurück.
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Medien
In einer kurzen Broschüre (hier als pdf und hier als epub) stellen wir die wichtigsten Entwicklungen und Wendepunkte im Krieg gegen Syrien bis 2014 dar.
Und hier im Überblick als Poster
Ein Video , das die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Eine Diskussion, die auf jeden Fall ausgeweitet werden sollte.
Video:Hände weg von Syrien: Demonstration in Frankfurt, 01.09.2012
Bilder von unserem letzten Aufenthalt in Syrien - im April 2012. Ein ganz normalen Alltag.
Eine Schweizerin besucht Freunde in Syrien. Sie war dort für 3 Wochen im Oktober 2011 reiste durch das Land und berichtet über ihre Erfahrungen.