Die Katastrophe von Aleppo, 10.10.2016
Gleichgültig wie wir es betrachten – die Lage für Zivilisten in Ostaleppo ist katastrophal. Gleichgültig auf welcher Seite sie stehen bleibt allen, die sich nicht am Kampf beteiligen wollen nur der Kampf ums eigene Überleben.
Die Dschihadisten, die vor 4 Jahren Teile von Aleppo besetzt hatten, waren nicht von der Bevölkerung gerufen worden. Sie haben Aleppo nicht "von Assad befreit", sondern militärisch besetzt.
Nach der Abriegelung des Ostteils von Aleppo und mit den Fortschritten der syrischen Armee ist ihre Situation militärisch unhaltbar. Würden sie das Angebot der syrischen Regierung annehmen und mit oder ohne Di Mistura die Stadt verlassen, wäre allen gedient – in erster Linie den Einwohnern von Aleppo, ob Ost oder West.
An anderen Orten waren solche Übereinkünfte erfolgreich. Aber nicht in Aleppo.
IS und al-Nusra verlassen die Stadt nicht. Das heißt nicht, dass ihnen ihr Leben nichts wert ist. Im Gegenteil – sie haben ein klares Ziel.
Sie wollen immer weiter den Mythos der Barbarei der russischen und syrischen Luftangriffe verbreiten. Sie wollen immer weiter die Gelegenheit bieten, dass unsere Medien die Welt fluten mit Bildern von einstürzenden Gebäuden, getöteten Zivilisten und Kriegsverbrechen. Sie wollen den gleichen medialen Sturm entfachen wie es vor 5 Jahren in Libyen geschah, wo die Untersuchung des britischen Parlaments fand, dass die Lügen der Terroristen die Grundlage boten für die Errichtung der Flugverbotszone und die Zerstörung des Staates.
Sie wollen endlich das erreichen, was schon ganz zu Beginn des Krieges nur am Widerstand Russlands und Chinas 2011 in der UN scheiterte: Die Errichtung einer Flugverbotszone und "Regime-Change".
Die Resolution, die Frankreich im UN-Sicherheitsrat eingebracht hatte, ist ein Schritt auf diesem Weg und unterstützt ganz klar die Strategie von al-Nusra und IS in Aleppo.
Wer aber an der humanitären Katastrophe in Aleppo verzweifelt - der einzige Weg aus der Katastrophe ist: Die Strategie der Terroristen muss durchkreuzt werden. Es darf keine Flugverbotszone geben, sondern im Gegenteil: Die Forderung der UN-Resolution 2254 – kein Waffenstillstand mit al-Nusra und IS und ihren Verbündeten – muss umgesetzt werden. Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Russland und den USA – die Distanzierung sogenannter "gemäßigter Terroristen" von al-Nusra und IS muss umgesetzt werden.
Wenn den Terroristen in Aleppo und Syrien deutlich gemacht würde: Ihre Strategie ist zum Scheitern verurteilt – dann würden sie verhandeln und Aleppo verlassen.
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