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Mehr Propaganda gegen Syrien, 10.06.2015

Wir haben unter der Überschrift Fassbomben bereits einiges zum Propagandakrieg gegen Syrien gesagt. Hier gehen wir der Darstellung von zwei Themen nach:
- Die Entführung eines Journalisten durch 'Anhänger der syrischen Regierung'
- Gezielte 'Angriffe der syrischen Regierung auf Zivilisten'

Richard Engel

 Richard Engel freed
200.000 Fundstellen bei Google zum Thema: Richard Engel entführt (Beispiele: hier und hier).
Was war geschehen? Der NBC Korrespondent Richard Engel und sein Team drangen illegal nach Syrien ein. Er wurde mit seiner Crew von einer Gruppe von Bewaffneten entführt. Sie wurden misshandelt und gequält, die Entführer gerieten nach einigen Tagen in eine Kontrolle von Aufständischen, die Geiseln wurden befreit. Hieß es zunächst noch, die Identität der Entführer sei nicht bekannt, berichtete Engel nach seiner Freilassung in Fernsehen und anderen Medien, seine Entführer seien Anhänger des syrischen Präsidenten Assad gewesen – Schabiha.

Diese Wahrheit galt unverrückbar, obwohl es von Anfang an massive Zweifel an der Täterschaft von Anhängern Assads gegeben hatte. Diese Wahrheit galt bis im April 2015 öffentlich wurde, was die Verantwortlichen bei NBC anscheinend schon zum Zeitpunkt der Entführung wussten: Richard Engel und seine Crew waren von Dschihadisten entführt worden (damals unter dem Namen 'FSA'). Sie hatten Engel bewusst betrogen, wie es auch in anderen Fällen zuvor geschehen war. Sie hatten die Rolle von Anhängern Assads nur gespielt, um die gewünschte mediale Aufmerksamkeit zu provozieren.

Engel wurde betrogen, aber die Verantwortlichen bei NBC keineswegs. Sie konnten vermuten oder wussten, wer die Entführer waren. Sie nutzten die Gelegenheit, Feuer in's Öl zu gießen und einen Bericht mehr über die "Untaten des Regimes" zu produzieren – wider besseres Wissen. "Das Versäumnis von NBC, den Fehler schnell zu berichtigen, machte das Netzwerk zu einem willigen Gehilfen für die Kriegspropaganda einer düsteren Koalition syrischer Rebellen."

Es wäre eine törichte Illusion zu glauben, dies sei ein Einzelfall. Vom ersten Tag an betrieben die dschihadistischen Aufständischen eine fast perfekte Medienarbeit. Journalisten und Journalistinnen ließen sich davon immer wieder allzu bereitwillig blenden.

Syrien: Gezielte Angriffe des Militärs auf Zivilisten

Es wäre in allen Konflikten wichtig, die Zivilbevölkerung zu schützen. Wir alle wissen, dass Zivilisten häufig am meisten unter dem Krieg leiden. Dies gilt für den Irak, für Syrien, für Gaza, für den Jemen, für Libyen, Afghanistan und all die anderen Länder, die mit unserer Hilfe zerstört werden.

Die Organisation Human Rights Watch macht die Situation von Zivilisten in Syrien zu einem zentralen Anliegen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die syrische Regierung: Immer wieder würden Zivilisten mit Artillerie oder Bomben gezielt angegriffen. Derartige Vorwürfe sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nicht nur, weil wegen solcher Aussagen immer wieder eine offene Intervention des Auslands gefordert wird. Sondern auch, um die eigene Sicht kritisch zu hinterfragen.

Von HRW dokumentiert und in einem ausführlichen Bericht (April 2013) vorgestellt wurden Angriffe auf 50 Ziele in Syrien. Die Orte der Angriffe wurden von Beobachtern von HRW besucht, Zeugen und Opfer vor Ort befragt, wie im Abschnitt zur Methodologie berichtet wird. Angriffe wurden in diesen Bericht nur aufgenommen, wenn es ausreichende Details gab und voneinander unabhängige Bestätigung durch Zeugenaussagen, Videos und Namenslisten der Getöteten, die von Aktivisten aufgestellt wurden.

Wir sind gegen Kriege. Wir sind davon überzeugt, dass nicht nur die NATO Zivilisten tötet (ein bekannter Fall aus deutscher Sicht: Kunduz mit 142 zivilen Opfern) sondern dass die syrische Armee in ihrem Krieg ebenfalls Unbeteiligte tötet. (in der Summe der 50 Angriffe, die HRW untersucht hatte Seite 1 im Bericht, möglicherweise bis zu 152,)

10 Sekunden bis zur Selbstzerstörung

In Befragungen von 4 desertierten Offizieren beweist HRW zweifelsfrei, dass die syrische Luftwaffe nicht in der Lage ist, gezielte Angriffe auf militärische Ziele durchzuführen. Einer der Offiziere erklärte, die syrische Luftwaffe hätte nicht die nötige Technology. Ein anderer erklärte: "Es ist schwierig für die Piloten, zu wissen, was sie treffen werden. Der Einschlag ist vielleicht 300 bis 400 Meter vom Ziel entfernt"

Und in einer Volte, die nicht so kühn ist, wie man meinen könnte, denn der Leser ist von all der syrischen Brutalität bereits in einer Schockstarre, schreibt HRW buchstäblich auf der nächsten Seite (Seite 24/25): "HRW hat acht Angriffe auf 4 Bäckereien dokumentiert, die mindestens 35 Zivilisten getötet haben, die um Brot anstanden."

Wer nun HRW den Zweifel des Irrtums einräumen möchte und denkt: Vielleicht war es ja eine Bombe, die auf ein militärisches Ziel abgefeuert wurde, das Ziel um die genannten 300 Meter verfehlte und versehentlich die Bäckerei traf..“ den belehrt HRW eines Besseren: Das Kapitel heißt „Absichtliche Angriffe auf Bäckereien“ und um jeden Irrtum auszuschließen heißt es auf Seite 2 des Berichts: HRW hat Informationen gesammelt, die andeuten, dass Streitkräfte der Regierung absichtlich Bäckereien und Zivilisten in Warteschlangen angegriffen haben. (…gathered information that indicates government forces deliberately targeted bakeries and civilians waiting in breadlines in air strikes as well as in artillery attacks…)

Ein Bericht wie der von HRW, der behauptet, Angriffe der syrischen Luftwaffe auf militärische Ziele wären niemals genau, sondern würden um 300 bis 400 Meter vom Ziel abweichen; und zivile Ziele würden von der gleichen Luftwaffe punktgenau getroffen – ein solcher Bericht ist nicht mehr als eine unkritische Aneinanderreihung von Behauptungen und Halbwahrheiten.

Diesem Bild widerspricht nur scheinbar die grundsätzliche Vorgehensweise, die im Abschnitt zur Methode beschrieben ist: voneinander unabhängige Bestätigung durch Zeugenaussagen, Videos und Namenslisten der Getöteten, die von Aktivisten aufgestellt wurden.

Denn wo bleibt die unabhängige Bestätigung, wenn die Videos und Namenslisten von denselben Aktivisten erstellt wurden – und einige womöglich als Zeuge zur Verfügung standen? Und ja: HRW berichtet das selbst: “Human Rights Watch besichtigte den Ort drei Tage nach dem Angriff, untersuchte Videos, die unmittelbar vor(!) und unmittelbar nach dem Angriff aufgenommen wurden und sprach mit Augenzeugen, darunter zwei, die Videos aufgenommen hatten. („Human Rights Watch visited the site three days after the attack, reviewed videos filmed immediately before and after the attack, and interviewed witnesses, including two people who had filmed videos”)

Damit stellt dieser Bericht nicht eine unabhängige Untersuchung dar, sondern dient der Propaganda einer der Parteien im Krieg. Er hilft, den Krieg zu verlängern und schadet allen Bemühungen, Kriegsfolgen für Zivilisten zu verringern.

Frische Luft

Zu einem Angriff auf eine Bäckerei (Das Halfaya Massaker) bringt Wikipedia dankenswerterweise zwei Sichtweisen, eine davon die folgende:

"BBC Korrespondent Jim Muir merkt an, dass aus dem Video nicht geschlossen werden kann, dass das Gebäude eine Bäckerei war. Er vermerkt ebenso, dass entgegen der ursprünglichen Behauptungen, wonach auch Frauen und Kinder unter den Toten seien, alle Toten Männer waren. Und er fügt hinzu: Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Regierungsangriff eine Ansammlung von Rebellen getroffen hat. "

Muss man wirklich noch hinzufügen, dass auch dieses 'Massaker' vor einem international wichtigen Termin stattfand?

"Der Angriff vom Sonntag geschah, als der Sonderbotschafter für Syrien Lakhdar Brahimi in der Hauptstadt Damaskus ankam, wo er mit Präsident Assad zusammen kommen soll..." - schrieb die New York Times



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Eine Schweizerin besucht Freunde in Syrien. Sie war dort für 3 Wochen im Oktober 2011 reiste durch das Land und berichtet über ihre Erfahrungen.


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