Seit Jahren ist die türkische Regierung neben den USA und Saudi-Arabien eine treibende Kraft im Krieg gegen Syrien. In der Vergangenheit betrieb die Türkei ihre Angriffe zumeist unter der Hand. Sie leistete Unterstützung jeglicher Art für die Dschihadisten, die gegen Syrien kämpften. Und sie öffnete die Grenzen für zehntausende ausländische Dschihadisten von China bis Tschetschenien und von Finnland bis Belgien, die ohne türkische Unterstützung überhaupt nicht nach Syrien gelangt wären.
Die USA haben über Jahre viele Milliarden Dollar ausgegeben, um ihr Ziel zu erreichen: Regime-Change. Tausende Tonnen Waffen wurden an die Dschihadisten geliefert, die Syrien in Schutt und Asche legten. Training und logistische Unterstützung erhielten die "gemäßigten bewaffneten Dschihadisten", die nachher bei al-Nusra oder dem IS endeten.
Östlich des Euphrat haben sie den SDF den Weg freigebombt, um den Islamischen Staat zu zerstören. Dabei haben sie syrische Städte dem Erdboden gleichgemacht; nicht, um einen militärischen Erfolg zu erzielen. Sondern um einen militärischen Erfolg möglichst schnell zu erzielen, so dass die SDF die Grenze zum Irak vor der syrischen Armee erreichen würden.
Sie hatten zumindest in einem Teil Syriens Erfolg: ein Drittel des Landes, mit reicher Landwirtschaft und den wichtigsten Öl- und Gasvorkommen wurde von den verbündeten der USA, den SDF, übernommen – und nun von den USA selbst.
Das alles war in dem Moment vergessen, als die USA zum Rückzug bliesen und die Türkei Syrien angriff. Die USA hatten lange Zeit die Kurden verteidigt, hieß es, und sie zum Schluss doch verraten. Der "Verrat an den Kurden" wird in Erinnerung bleiben – als mindere Sünde. Wurde doch der türkische Angriff begrenzt.
Der alles zerstörende Krieg, den die Türkei, die USA und ihre Verbündeten über Jahre gegen Syrien geführt haben, dagegen bleibt vergessen.
"Wie viele Divisionen hat der Papst?" fragte einst Stalin, der die "Hard-Power" des Militärs im Sinne hatte. Heute ist die Soft-Power der USA so wichtig, wie die Hard-Power ihres Militärs. Die Hard-Power zerstört ein Land – die Soft-Power lässt davon nur den Abzug der schützenden Hand von den Kurden in Erinnerung.
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Medien
In einer kurzen Broschüre (hier als pdf und hier als epub) stellen wir die wichtigsten Entwicklungen und Wendepunkte im Krieg gegen Syrien bis 2014 dar.
Und hier im Überblick als Poster
Ein Video , das die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Eine Diskussion, die auf jeden Fall ausgeweitet werden sollte.
Video:Hände weg von Syrien: Demonstration in Frankfurt, 01.09.2012
Bilder von unserem letzten Aufenthalt in Syrien - im April 2012. Ein ganz normalen Alltag.
Eine Schweizerin besucht Freunde in Syrien. Sie war dort für 3 Wochen im Oktober 2011 reiste durch das Land und berichtet über ihre Erfahrungen.