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Syrien Undercover

In dem Film "Syrien Undercover", der vor einer Weile auf Arte lief, findet sich eine Szene, in der syrische Oppositionelle davon sprechen, wie iranische Sicherheitskräfte in Hama Dutzende Flüchtlinge erschießen

Und wenn man versucht, die Aussage des Aktivisten in dieser Szene in Bilder umzusetzten, stellt man fest: es geht nicht.

Zunächst einal die Aussage, um die es hier geht(die Zeitangaben beziehen sich auf die Dauer des Videos):

45:25 Journalistin: "Wie zuvor in Rastan und Homs bestätigen uns auch in Hama mehrere Zeugen die Anwesenheit ausländischer Elemente an der Seite der syrischen Armee." (…)
45:39 Aktivist: "Als die Armee in die Stadt eindringen wollte, setzten sie die Artillerie ein. Ein Gruppe Iraner hat vom Dach des Polizeireviers auf die Familien geschossen, die aus der Stadt fliehen wollten. Sie haben 100 Leute umgebracht. Es waren Iraner. Sie trugen Bärte und sprachen kein arabisch."
Frage der Journalistin: "Haben Sie sie gesehen?"
"Ja. Mit eigenen Augen. Als die Armee gemerkt hat, dass die Iraner keine Munition mehr hatten und sich bald ergeben würden, hat sie das Polizeirevier bombardiert. Damit sie nicht lebend in unsere Hände fallen und wir merken, dass sie Iraner waren. Wir haben 3 gesehen, die noch am Leben waren. Als sie herausgekommen sind, haben wir gedacht, dass sie wegen des Artilleriebeschusses taub waren. Wir haben uns ihre Ausweise geschnappt. Es waren iranische."
Frage der Journalistin: "Sind sie hier?"
Aktivist: "Sie sind bei Leuten, die geflohen sind."

Die Geschichte von den Iranischen Verbündeten der syrischen Armee, die Flüchtlinge erschießen und sich ergeben wollten als sie keine Munition mehr hatten und daraufhin von der syrischen Armee getötet wurden, damit sie den unbewaffneten Aktivisten nicht in die Hände fielen ist vollkommen unglaubwürdig.

Wem hätten sich die "Iraner" denn ergeben sollen - und warum? Etwa den fliehenden Familien, die sie eben noch zu Dutzenden getötet hatten?

Oder den unbewaffneten Aktivisten, die offenbar wie unbeteiligt der Ermordung der Flüchtlinge zusehen - sich aber weder vor den Waffen der "Iraner" noch vor den Waffen der syrischen Armee fürchten?

Hätte die syrische Armee nicht besser die unbewaffneten Aktivisten ermorden und ihre eigenen Verbündeten unterstützen sollen, statt die Verbündeten zu töten und die Aktivisten zu schonen? Nein - hier wird keine Realität beschrieben.

Interessanterweise gibt es zu diesem Vorgang auch eine Beschreibung der syrischen Regierung. Sie zitiert einen der "geständigen Terroristen" mit folgenden Worten:

Al-Najjar sagte, dass während der Angriffe auf Polizeistationen plötzlich eine Gruppe von Auswärtigen aufgetaucht sei, einschließlich einer Gruppe von großen Männern mit langen Bärten ... die mit niemandem sprachen. Diese Gruppe griff - zusammen mit lokalen Gruppen die Polizeitationen an. Sie waren in ihren Angriffen besonders wirksam; alle ihre Mitglieder benutzten AK47. Einer der Männer, der versuchte mit ihnen zu sprechen, sagte die meisten seien nicht aus Hama. Sie gehörten zu Jund al-Sham, einige waren noch nicht einmal Syrer.
www.sana.sy

Beide Seiten berichten also ähnlich von diesem Geschehen.

Iraner oder Terroristen? Wie oben schon geagt: die Mär von den Iranern ist nicht glaubhaft. Aber Terroristen: Ist das nicht einfach das übliche Ablenkungsmanöver der Herrscher im Nahen Osten? Mubarak hatte vor den Moslembrüdern gewarnt, Gaddafi und Salih vor AlQuaida und Assad vor Jund Al-Sham.

Jund al-Sham ist eine terroristische Gruppe im Nahen Osten. In diesem Fall ist es tatsächlich glaubhaft, dass Gruppen von Terroristen in den Auseinandersetzungen in Syrien aktiv sind. Denn schon vor 5 Jahren hat die Washington Post über die Aktivitäten von Jund al-Sham in Syrien berichtet. Wir können also sicher sein, dass diese Notiz völlig unbeeinflusst von aktuellem Geschehen ist.

"Die Gruppe Jund al-Sham, auf Arabisch 'Soldaten für Syrien', hat die Verantwortung übernommen oder wurde beschuldigt, eine Reihe von Bombenanschlägen oder Feuergefechten durchgeführt zu haben, vor allem im Libanon und in Syrien. Sie scheinen die Regierung des Syrischen Präsidenten Assad zu bekämpfen, wegen deren säkularen, nationalistischen Ideologie und weil der Vater des gegenwärtigen Präsidenten einen Aufstand der Moslembrüder in den 80er Jahren niedergeschlagen hat.
Die Kämpfer lehnen auch die Regierung der Familie Assad ab, weil sie zu der schiitischen Gruppe der Alawiten gehört...
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/09/12/AR2006091200844.html

Wenn eine terroristische Gruppe wie Jund Al-Sham schon vor 5 Jahren in Syrien aktiv war, kann man zweifellos davon ausgehen, dass sie jetzt die Gunst der Stunde" nutzen.



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