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Die New York Times und Aleppo, 25.05.2017

Die New York Times hat einen interessanten und alles in allem lesenswerten Artikel von ROBERT F. WORTH veröffentlich. Der Titel "Aleppo nach dem Fall" weist schon darauf hin, dass die üblichen Stereotype verbreitet werden wie z.B. "Assad hat die chemischen Waffen in Khan Sheikhoun eingesetzt". Besonders deutlich wird das, wenn ihm die Antworten der Anwohner gar nicht gefallen und er statt persönlicher Gespräche in Aleppo seine Informationen lieber per Skype von Feinden der Regierung in Idlib erhält.

Aber er war in Aleppo, sprach mit Einwohnern der Stadt und alleine das macht einen Unterschied. Er beschreibt, wie Kunstwerke und Industrieausrüstungen in Syrien gestohlen und in der Türkei verkauft werden. Und weiter:
"Auf der anderen Straßenseite war ein Verkaufstand und daneben ein lauter Stromgenerator, den die Regierung bereit gestellt hatte. Überraschend viele Menschen bevölkern die Straßen. ... Jetzt, da die russischen Minen-Räumer ihre Arbeit beendet hatten und der Schutt beiseite geräumt war, kehrten die Einwohner nach Sha’ar in Ostaleppo zurück (zwischen Januar und März kehrten 100.000 Einwohner nach Ostaleppo zurück)."

Der Autor beschreibt seinen Besuch in einer der Kliniken in Ostaleppo, die schon lange nicht mehr als Klinik gedient hatte, sondern als militärisches Hauptquartier der Dschihadisten ("a sprawling compound that the rebels had used as a military headquarters.) Und er lässt sich nicht nehmen, diese Zweckentfremdung zuzugeben, um doch zu behaupten, andere Kliniken seien von der Regierung bombardiert worden, auch wenn es keine Beweise für eine solche Zweckentfremdung gab.

Der Autor kennt die Region und das Land und beschreibt zurecht eine der Ursachen des Konflikts: eine tiefe Kluft zwischen ländlicher Armut und bildungsferne und dem städtischen, reichen Leben in Aleppo. Und die große Tragik: Diese Kluft, die den Konflikt in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bestimmt hatte, schloss sich zunehmend. In den Jahren vor 2011 gab es einen ökonomischen Aufschwung, der von Tausenden kleiner Unternehmen am Rande der Stadt angetrieben wurde.

Heute gibt es stattdessen, wie Worth schreibt, eine Orgie von Plünderungen und eine neue Klasse von Kriegsgewinnlern. Was er aber nur andeutet: es gibt viele Aktivitäten von Seiten der Regierung die Macht der Kriegsgewinnler zu beschränken und die Plünderungen zu unterbinden.

Wie konnte es zu diesem Krieg überhaupt kommen? Auch hier bleibt Worth eine klare Antwort schuldig. er zitiert einen Gesprächspartner mit den Worten: Als die Regierung 2011 ein Abkommen schließen wollte, gab es niemanden, der dazu bereit war. Aber warum nicht? Die Dschihadisten hatten kein Interesse an einem Abkommen und für alle anderen galt: bloß kein Kontakt zu Assad, denn er wird stürzen, nächste Woche, nächsten Monat. Das war genau die Politik, die das Ausland vorgab, von den USA, der Türkei und den Golfstaaten. Kontaktsperre gegenüber der Regierung und massive Aufrüstung der Dschihadisten...

Zum Artikel in der New York Times



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